Kein Visum – kein Besuch

Diese Männer kennt in Kuba jeder. Auf dem Weg vom Flughafen »José Martí« in die Hauptstadt Havanna sehen Besucher die Porträts von René González, Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Fernando González und Antonio Guerrero. Seit die fünf Kubaner in den USA 1998 unter Spionageverdacht festgenommen wurden, läuft eine internationale Kampagne für die Freilassung der »Cuban Five«. Eine aktive Rolle dabei spielen auch die Ehefrauen der Gefangenen. Sie setzen sich weltweit für die Freilassung ihrer Männer ein, die im Auftrag Kubas Informationen über terroristische Organisationen aus den USA nach Hause übermittelt hatten. Nun berichten ihre Frauen über die eigenen Schicksale im Kampf gegen die US-Justiz. Anfang des Monats waren sie in Berlin, weitere Stationen sind Belgien, Spanien und Luxemburg.

Die letzte Enttäuschung erlebte Olga Salanueva Mitte September dieses Jahres. Zum achten Mal in Folge teilte ihr die US-Interessenvertretung in Havanna mit, daß ihr Visumsantrag abgelehnt wurde. Das bedeutet: Auch im kommenden Jahr wird sie ihren Mann René González in seinem Gefängnis im US-Bundesstaat Florida nicht besuchen können. »Das Schlimmste ist die Unsicherheit«, sagte sie im Gespräch mit junge Welt in Berlin. Die US-Behörden ließen sie und die anderen Frauen der Gefangenen völlig im Unklaren, ob und wann ihnen eine Besuchsgenehmigung erteilt werden wird. Salanuevas Mann ist zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ähnlich geht es Adriana Pérez. Ihr Mann Gerardo Hernández ist von dem Geschworenengericht in Miami 2001 zu zweimal lebenslanger Haft zuzüglich 15 Jahren verurteilt worden. »Was wir und unsere Familien seit Jahren erleben, ist nichts anderes als psychologische Folter«, sagt die Chemieingenieurin. Das schikanöse Vorgehen der US-Behörden sei eine zusätzliche Strafe für die Gefangenen und für ihre Familien in Kuba.

Dieser Meinung sind auch internationale Beobachter. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat mehrfach ein Besuchsrecht für die Frauen gefordert. Zu den Unterstützern der zahlreichen Solidaritätskomitees, die weltweit zur Unterstützung der »Cuban Five« gegründet wurden, zählen der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Marquéz, die Friedensnobelpreisträger José Ramos Horta und Desmond Tutu sowie die Literaturnobelpreisträger Nadine Gordimer und Wole Soyinka. Anfang dieser Woche meldete sich Danielle Mitterrand zu Wort, die Witwe des ehemaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand. Auch ihre Menschenrechtsorganisation »France Liberté« unterstützt die Forderung der Frauen auf ein Besuchsrecht. Bislang stellen sich die US-Behörden jedoch taub.

Die Frauen werben daher weiter um Unterstützung. »Auch unser Schicksal macht schließlich deutlich, daß unsere Männer politische Gefangene sind«, sagt Adriana Pérez. Den Verantwortlichen in den USA ginge es offensichtlich nur um Rache – »an allen, die sich für Kubas Freiheit und Unabhängigkeit einsetzen«.

Von Harald Neuber
junge Welt, 15.11.2007

Veröffentlicht unter Die Fünf

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