NZZ 8. Mai 2023
„Proteste im Osten Kubas: Spezialtruppe des Innenministeriums soll gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen sein
Hunderte von Demonstranten haben in einer Kleinstadt Parolen gegen die kommunistische Regierung skandiert. Proteste sind in Kuba trotz der miserablen Versorgungslage selten.“
Die extraordinäre Fürsorge in westlichen Medien für die wenigen sogenannten Dissidenten und Oppositionellen in Kuba, „die gegen die kommunistische Regierung“ protestieren – offenbar in Stellvertretung westlicher konservativer Parteien und Regierungen, insbesondere die der USA? – ist geradezu rührend. Bedenklich aber ist die naive unmittelbare Übernahme von obskuren, einseitigen Quellen wie «14ymedio». Und weniger rührend ist die offensichtliche Ignoranz gegenüber den unterstützenden Kundgebungen für die kubanische Regierung und das System, wie es die jüngsten spontanen Kundgebungen zum 1. Mai, die Kommunalwahlen, die freien Abstimmungen über das Familiengesetzbuch oder auch die Verfassung immer wieder so eindrucksvoll zeigen. Das Niveau an Zivilität in Kuba trotz der Blockade und den obsessiven Subversionen und Aggressionen der US-Regierung und ihren mächtigen Behörden (inkl. CIA, NSA, USAID, NED, OFAC) wird erstaunlicherweise gerade in der so zivilen Schweiz nicht geschätzt. Die Zahl an einseitigen, negativen Artikeln über (bzw. gegen) Kuba hingegen ist eindrucksvoll. Ein Höhepunkt an informativer Ignoranz (Verschwiegenheit?) war im Herbst 2022, dass auch in der von mir sehr geschätzten NZZ mit keinem Wort berichtet worden ist, dass in der UN-Generalversammlung die Weltgemeinschaft zum 30sten Male einhellig gegen die US-Blockade (und ihre extraterritorialen Effekte) votiert hat: 185 Staaten gegen die Blockade, 2 dafür (USA und Israel). Weshalb diese Scheu vor neutralen oder positiven Meldungen über Kuba? Ist es Missgunst, Antikommunismus, Verblendung, Kalter Krieg, Kotau vor den USA oder einer neuen Art von Inquisition?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Edgar Göll
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