Unsterblich

Für viele liegt die Unsterblichkeit im ewigen Aufenthalt eines fleischlichen, aber unbestechlichen Körpers. Auf der Ebene des Unkörperlichen gibt es jedoch noch eine andere Form der Unsterblichkeit: Ein Mensch kann so lange leben wie seine eigenen Ideen. In diesem Sinne bleiben gewöhnliche Menschen bestenfalls drei Generationen lang im Gedächtnis. Dann verblasst ihr Durchgang durch diese Welt und der andere Tod tritt ein: das Vergessen.
Sie dachten, sie hätten Ernesto in La Higuera, Bolivien, getötet. Aber seine Mörder wussten nicht, dass Kugeln nur lebloses Fleisch hinterlassen können, dasselbe Fleisch, das später die Erde verschlingt. An diesem Tag ermordeten sie einen Mann und ein Symbol wurde geboren: Che.
Der Guerrillero kehrte vervielfacht zurück, er hörte auf, unser zu sein, um die Welt mit demselben tiefen Blick zu erobern wie auf dem ikonischen Foto von Korda, einem Blick, der von Schmerz und von Schockiertsein über Ungerechtigkeit zeugte, während die Opfer des von der CIA verübten Sabotageakts auf dem französischen Schiff La Coubre trauernd Abschied nahmen.
Schon damals war Guevara auf der Seite der gerechten Sache. Auf seiner Motorradtour hatte er Lateinamerika gestreichelt, und als er die Jacht Granma betrat, änderte sich sein Leben für immer. Mit einem einzigen Schlag des Mutes ging er in die Geschichte seines Heimatlandes ein.
Er überwand die Beschränkungen, die ihm sein Asthma auferlegte, und wurde zu einem echten Revolutionär, einem von denen, die keine Angst kannten, und indem er Santa Clara zu einer freien Stadt machte, trug er auch wesentlich zur Erlangung der ersehnten Freiheit des Landes bei, das ihn zu seinem Sohn machte.
Deshalb wacht er von dem Ort aus, an dem seine sterblichen Überreste ruhen, im Zentrum Kubas wie ein Leuchtturm, der die Karibikinsel erhellt und in die Welt hinausstrahlt. Und die Stadt wacht jeden Tag auf, um ihn zu sehen, so wie in jenem Oktober 1997, als viele Villaclareños eine Blume für Che in den Händen hielten.
Seine Tochter, Aleida Guevara March, hatte einige Monate zuvor gesagt, als seine sterblichen Überreste und die seiner Kampfgefährten nach Kuba zurückgekehrt waren, sie seien „verwandelt in Helden, ewig jung, mutig, stark, kühn. Niemand kann uns das nehmen; sie werden immer lebendig sein, mit ihren Kindern, unter den Menschen.“
An jenem 17. Oktober stand in der Stadt Santa Clara in der langen Schlange der Menschen, die ihn ehrten, ein kleines Mädchen neben seinem Vater. In den kleinen Händen trug es eine Rose, die der heimkehrende Kämpfer ihm zu Ehren niedergelegt hatte. Es sind dieselben Hände, die heute über Che schreiben.
Was für Dummköpfe waren jene, die ihn töten wollten! Sie verwundeten sein Fleisch, doch im selben Augenblick wurde der Held geboren, mit seinem erlösenden Stern auf der Stirn, geküsst von der Unsterblichkeit.



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Veröffentlicht unter Aktuell, Cuba, International

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