Der kubanische Arzt – am Mittwoch noch in Konstanz – jetzt in Haiti

Die WHO, UNO und Unesco loben sie regelmässig, in den Medien wird fast nichts über sie, die internationale Solidarität leben, geschrieben. Auch kaum über ihre Rettung Ebola-Kranker:

Das kubanische Gesundheitspersonal im Ausland-Einsatz.

Ban Ki-moon, UN-Generalsekretär, sagte 2014: «Sie sind immer die Ersten, die vor Ort sind, und die Letzten, die gehen.» Gemeint ist das kubanische Gesundheitspersonal, das im Rahmen seiner internationalen Einsätze bei Naturkatastrophen und Epidemien in betroffene Länder reist. Stand 2014 waren 325’740 kubanische Gesundheitsexperten in 158 Ländern tätig, davon 76’744 in 39 Ländern Afrikas. Mitglieder der Ärzte-Brigade Henry Reeve waren in den letzten Jahren auch in Haiti, Pakistan und Ecuador.

Fidel Castro, ehemaliger Präsident Kubas, hatte die Briagde 2005 gegründet, nachdem der Wirbelstrum Katrina New Orleans verwüstet hatte. Henry Reeve war ein US-amerikanischer Arzt, der an der Seite der Kubaner im Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien gefallen war.

Dr. med. Graciliano Díaz Bartolo aus Santiago de Cuba lernte ich im Oktober 2016 in Konstanz kennen. Er war der Einladung von Dr. med. Klaus Piel, Humanitäre Cubahilfe, aus Bochum gefolgt und befand sich während zweieinhalb Wochen auf einer Vortragsreise durch Deutschland. Konstanz war die zweitletzte Station seiner Reise. Der kubanische Arzt befand sich 2014 schon drei Jahre in Conakry, der Hauptstadt Guineas, wo er sich als Leiter einer medizinischen Brigade um Malaria- und Aids-Kranke kümmerte, wie es noch heute viele kubanische Ärzte in afrikanischen Ländern tun. Dann kam die Schreckens-Nachricht: Die Ebola war zurück. 1976 war ein zweijähriger Knabe aus Guinea als Erster und später seine ganze Familie und das Pflegepersonal an Ebola gestorben.

Heute weiss man, dass die Krankheit von einer Fledermaus übertragen wird. Entweder durch ihre Fäkalien oder durch Früchte, die von den Tieren angebissen wurden. Im Jahr 2014 erklärte Ban Ki-moon die Ebola zur Epidemie. Die Präsidenten Guineas und der Nachbarländer Sierra Leone und Liberia baten Kubas Präsidenten Raúl Castro um Hilfe. In der Folge trafen im Oktober 2014 weitere kubanische Ärzte in Guinea ein. «Ärzte ohne Grenzen», die schon Erfahrung mit dem Umgang mit Ebola-Kranken hatten, weigerten sich, mit den Kubanern zusammenzuarbeiten. Diese konnten nichts anderes tun, als das An- und Ausziehen der Schutzkleidung zu üben. Ebola ist hochansteckend. Nach einer Zwei-Tages-Reise in ein Ebola-betroffenes Dorf erhielten sie eine Einführung von Fachleuten Guineas, die aber nur eine begrenzte Erfahrung mit der Behandlung von Ebola hatten. Die Kubaner beobachteten, wie die Patienten die oral verabreichten Medikamente fast sofort erbrachen. Die Schutzkleidung verunmögliche das Legen einer Infusion, es sei zu gefährlich, sagten die einheimischen Ärzte. Die Kubaner aber sahen keine andere Möglichkeit, die Patienten zu retten. «Ärzte ohne Grenzen», der US-Botschafter Guineas und andere wollten wissen, weshalb die Kubaner so viele Leben retteten und dabei nicht an Ebola erkrankten. Sie wollten auch wissen, weshalb sie quasi gratis arbeiteten, erzählte uns der Hausarzt in Konstanz. «Wir arbeiten aus Solidarität und aus rein menschlichen Gründen.» Wenige Stunden nach seiner Ankunft am 8. Oktober 2016 in Havanna reiste Graciliano Díaz Bartolo wieder ab. Ziel: Das von Wirbelsturm Matthew verwüstete Haiti.

Rosmarie Schoop

VSC Winterthur

Veröffentlicht unter Aktuell, Berichte, Cuba, International, Schweiz

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